Military Fitness - fit wie das KSK - wie geht das?

Military Fitness - fit wie das KSK - wie geht das?

Wir machen ja bei Polytechnic Fitness immer ganz fleißig MilFit. Ist das wirklich das, war ein Soldat in der Kampftruppe braucht? Die Antwort ist ein jein – wieso lest ihr hier.

Ich war ja auch einmal bei der Truppe am Start. Das Foto zeigt mich im zarten Alter von 23 Jahren kurz vor der Übung “Spähtrupp bei Nacht” im Lager Felschental nahe dem schönen Hammelburg. Mit dem ganzen Gerödel, der LUCIE auf dem Haupt und der Knarre in der Hand fühlte ich mich nach sechs Monaten Offizierausbildung schon wie einer von den ganz Gefährlichen. Aber habe ich auch so trainiert?

Der Offizieranwärterlehrgang war da in der körperlichen Ausbildung ganz ähnlich zu meiner noch viel weiter zurückliegenden AGA bei den Jägern. Sehr viele Märsche im Gruppen- und Zugrahmen mit dem ganzen Gerödel (ca. 20 kg), teilweise etwas schneller. An Dienstsport gab es eigentlich nur ein wenig Morgensport vor dem Frühstück, ansonsten immer Ausdauerläufe und ab und zu ein wenig Fußball. Daneben war ich nach Dienst viel Laufen und Schwimmen und habe ein paar Liegestütze und Klimmzüge gemacht.

Ist das sinnvoll?

Schauen wir uns zunächst an, was der Soldat in der Kampftruppe machen muss. Er hat ein recht vielseitiges Anforderungsprofil. In jedem Falle trägt er heute im Gefecht mehr Ausrüstung mit sich herum als jeder seiner historischen Vorgänger (!) – 20 Kilo kommen mindestens zusammen. Mit Gerödel, Waffen, Munition, Schutzausüstung und Technik werden es wohl oft an die 30 Kilo oder mehr sein. Dieses Gewicht muss der Soldat oft nur kurze Strecken bewegen, oft aber auch über Tage oder Wochen über weite Entfernungen. Dazu kommen im Gefecht auch hochintensive Belastungen. Und er kann in die Situation kommen, dass er weitere schwere Zusatzlasten tragen muss, zum Beispiel weitere Ausrüstung oder einen verwundeten Kameraden.

Die körperliche Hauptbelastung besteht also im Herumtragen von schweren Sachen. Genauer gesagt von Ausrüstung am und mit dem eigenen Körper.

Jetzt mal ehrlich: Ist es sinnvoll, für diese Belastung mit langen, moderaten Ausdauerläufen, mit Schwimmen und Eigengewichtsübungen zu trainieren? Wohl eher nicht.

Aber was sind dann die Mittel der Wahl, um eine hohe Ganzkörperkraft in Kombination mit einer hohen Arbeitskapazität mit Zusatzgewicht zu erreichen?

Zwei “einfache” Dinge: Rucking und Easy Strength.

Diese Einsicht verdanke ich zum Teil Dan John, aber auch dem Austausch mit Kameraden in der aktiven Truppe.

Was ist Rucking? Das Herumtragen eines Rucksackes.

Was ist Easy Strength? Eine relativ simple Form des zielgerichteten Maximalkrafttrainings.

Zu beiden Trainingsmethoden werde ich bei Gelegenheit etwas ausführlicher schreiben. Checkt so lange mal den Link zu den Loaded Carries hier im Feed.

Aber das leuchtet ein, oder? Schwere Sachen tragen trainiere ich am besten, indem ich schwere Sachen trage und allgemein eine größere Körperkraft entwickle.

Darum ein “Jein” auf meine Eingangsfrage, ob die Art und Weise, in der wir bei MilFit trainieren, dem Anforderungsprofil der Kampftruppe entspricht. Ihr werdet sicherlich fitter werden durch unsere Sessions. Aber für die Anforderung des Herumtragens von schweren Gewichten trainieren wir relativ wenig – ein guter Anfang wäre das Tragen von Rucksäcken gemäß meiner Empfehlung. Dann fehlt auch einfach mal die Luft, um zwischendrin immer zu labern. Aber da wir hier nicht beim Militär sind, stelle ich euch das natürlich frei.

Dennoch kann ein Training wie bei MilFit sinnvoll sein. Nämlich dann, wenn die Anforderungen entsprechend formuliert sind. Wenn auf einem Lehrgang von mir unendliche Mengen von Liegestützen, Situps und ausgedehnten Ausdauerläufen erwartet werden – dann kommt dieses Training voll zum Zuge. Und diese Anforderungen bestehen auch in vielen Lehrgängen.

Wichtigste körperliche Fähigkeit des Soldaten im Einsatz ist aber, mit hohem externen Zusatzgewicht leistungsfähig zu sein, und das lerne ich nur, indem ich auch so trainiere.

Den 12 Kilometer Leistungsmarsch im Offizieranwärterlehrgang bin ich rund um das hügelige Hammelburg mit 15 Kilo im Rucksack in einer knappen Stunde als Kompaniezweiter gelaufen. Und das ist gar nichts im Vergleich zum SAS, dort werden täglich 30 Kilometer und mehr mit dem doppelten Gewicht gelaufen. Also bleibt dran und packt ab und zu mal den Rucksack zum laufen! Horrido!